In den letzten 30 Jahren sind in den Hauptschulen zahlreiche Ideen und
innovative Konzepte entwickelt worden, die auch von anderen Schulformen gerne
übernommen worden sind.
Dies sind unter anderem:
v Zweiter
Schulanfang
v Integration
v Differenzierung
und Individuelle Förderung
v Handlungsorientierung
und Praxislernen
v Erziehungsarbeit / Schulsozialarbeit /Beratung /
Elternarbeit
v Berufsorientierung
und Lebensplanung
v Kooperation der Lehrkräfte
v „Zweiter Schulanfang“ –
Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe
- Kontakte
und Informationsfluss zwischen den Schulen bereits im 2. Halbjahr der
Klasse 4
- Kompensation
von Misserfolgserfahrungen in der bisherigen Schullaufbahn
- Lernmotivierende
Gestaltung der Eingangsphase in der Sekundarstufe I: Erfolgserlebnisse
bewirken Lernmotivation, was gegen eine Verlängerung des gemeinsamen
Lernens in der Orientierungsstufe spricht.
- Inhaltliche
Abstimmungen über Kompetenzen und Curricula
- Weiterführung
und Weiterentwicklung des Methodenlernens
- Diagnostik
zu Beginn der Klasse 5 unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der
Grundschule, unterstützt durch standardisierte Instrumente oder den
Lernserver der Uni Münster
- Entwicklung
von Regeln und Ritualen
- Durchführung
von Kennenlerntagen / einer Klassengemeinschaftswoche
v Integration
- Sprachförderung
insbesondere in den Klassen 5 und 6 für Schülerinnen und Schüler mit und
ohne Zuwanderungsgeschichte
- Schulische,
soziale, kulturelle und sprachliche Integration von Seiteneinsteigern in
das deutsche Schulwesen, sowohl in
Regelklassen als auch in Alphabetisierungs-, Auffang- und Förderklassen
v Differenzierung und
Individuelle Förderung
- Schaffung
lernförderlicher Arrangements durch innere Differenzierung und schüler-aktivierende
Unterrichtsformen
- Vermittlung
positiver Lernerfahrungen als Grundlage für eine erfolgreiche
Schullaufbahn
- Ausschöpfung
der Leistungspotentiale von Hauptschülerinnen und Hauptschülern
- Nutzung
aller Chancen und Formen individueller Förderung, sowohl zum Ausgleich von
Defiziten als auch zur Entwicklung von Talenten
v Handlungsorientierung und
Praxislernen
- Systemisch
verankertes Projektlernen in allen Fächern und allen Jahrgängen
- Nutzung
der Chancen des fächerverbindenden und überfachlichen Lernens
- Schaffung
von Lernarrangements mit hohen alltagsverwertbaren Praxisanteilen und
Transfermöglichkeiten in berufliche Zusammenhänge
- Durchführung
von sozialen und identitätsstiftenden Projekten
- Verbindungen
zu Einrichtungen in der Stadt
- Mitwirkung
der Schülerinnen und Schüler an der Gestaltung des Schullebens
- Fortführung
des praxisorientierten Lernbereichs Arbeitslehre mit den Fächern
Wirtschaft, Hauswirtschaft und Technik
- Handlungsorientierte
Ausrichtung des musischen Lernbereichs mit den Fächern Kunst, Musik und
Textilgestaltung
- Angebotspalette
im Wahlpflichtunterricht mit der Möglichkeit zur Profilbildung für den
Jugendlichen
- Situationsgerechte
und anwenderorientierte Nutzung der Neuen Medien (PCs, SmartBoards ,...) in
allen Unterrichtsfächern
v Erziehungsarbeit /
Schulsozialarbeit / Beratung / Elternarbeit
- Verbindliches
Konzept im Schulprogramm zur Erziehungsarbeit
- Verbindliches
Konzept im Schulprogramm zur Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit
- Akzeptanz
des einzelnen Kindes mit all seinen Stärken und Schwächen
- Kooperation
mit Eltern in Fragen der Erziehung, z.B. durch Vereinbarungen und
Hausbesuche
- Einbezug
der Eltern in die schulische Arbeit im Sinne einer Partizipation und der
gemeinsamen Verantwortung für den Bildungserfolg der Kinder
- Beratungssystem
für Schüler und Eltern in Kooperation mit Schulsozialarbeit und
außerschulischen Partnern, z.B. der AWO und der Jugendhilfe
- Nutzung
von Programmangeboten zum sozialen Lernen, z.B. Theaterprojekte gegen
Gewalt und Mobbing
v Berufsorientierung und
Lebensplanung
- Durchgängiges
Konzept der Berufsorientierung und Lebensplanung mindestens ab Klasse 7
- Berufsorientierung
und Lebensplanung als Aufgabe aller Lehrkräfte in allen Fächern
- Sicherung
des aktuellen Informationsniveaus des Lehrerkollegiums durch
Berufswahlkoordinatoren und Berufsorientierungsteams und deren städtische
Vernetzung
- Individualisierte
Beratung und Begleitung im Übergang von der Schule in den Beruf durch die Kooperation
von Schule, Berufsberatung und regionales Übergangsmanagement
- Stärkung
des Praxisbezugs durch Firmenpartnerschaften
- Systematische
Gestaltung verbindlicher Praktika und zusätzlicher notwendiger
individueller Praxiserfahrungen mit Rückmeldeverfahren der Betriebe im
Blick auf die Verbesserung der Ausbildungsreife, wie z.B. Langzeitpraktika
- Einrichtung
von FG9- und BUS-Klassen für Jugendliche, die vom Schulabgang ohne
Abschluss bedroht sind
- Kontinuierliche
Arbeit mit dem Berufswahlpass als Portfolio
- Kommunikation,
Kooperation und projektbezogene Zusammenarbeit mit den Berufskollegs der
Stadt Bielefeld für den Übergang Schule - Beruf.
- Nutzung
von Angeboten zur Stärkung persönlicher und sozialer Kompetenzen im
Hinblick auf die Berufsausbildung
v Arbeit und Kooperation der
Lehrkräfte
- Stärkung
der Funktion des Klassenlehrers / des Klassenlehrerteams durch hohe
Unterrichtsanteile in der eigenen Klasse und Kontinuität in der
Klassenleitung
- Abgestimmtes
Arbeiten der Lehrkräfte insbesondere im Hinblick auf Erziehung
- Paralleles
Arbeiten im Hinblick auf Niveaudifferenzierungen, Leistungsanforderungen
und Leistungsüberprüfungen
- Ganztagsschulbetrieb
und das damit im Unterrichtsalltag veränderte Verständnis "weg von Hausaufgaben"
hin zu integriertem Fordern und Fördern
- Anerkennung
und Umsetzung des Paradigmenwechsels in der Lehrerfunktion zum „Lernbegleiter“ und
„Lernprozessmoderator“
Nahezu alle Schülerinnen und Schüler, die von der
Grundschule in die Klasse 5 einer Hauptschule wechseln – meistens, weil sie keine
Aufnahme in einer anderen Schulform der Sekundarstufe I finden – bringen
vielfältige Misserfolgserfahrungen mit, haben vielschichtige soziale
Problemlagen zu tragen und stammen häufig aus sogenannten bildungsfernen
Familien.
Die Übergangsquote von der Grundschule in die
Schulform Hauptschule in der Stadt Bielefeld liegt mit 7,58 % deutlich unter dem Landesdurchschnitt NRW von
12,7 % und unter dem des Regierungsbezirks Detmold von 12,8 %. Diese Zahlen
sind von 2010; sie haben sich seither noch weiter verschlechtert.
Das bedeutet, dass im Durchschnitt lediglich ein
bis zwei Kinder aus einer jeden Grundschulklasse in der Stadt Bielefeld in die
Hauptschule wechseln – die sich daraus ergebenden Konsequenzen für eine
zielführende Bildung und Erziehung stellen eine große Herausforderung an die
Lehrkräfte und an die Rahmenbedingungen dar.
Diese kleine Gruppe eines jeden Schülerjahrgangs bewegt
sich dennoch bei zentralen Lernstandserhebungen in der Klasse 8 und bei den
Zentralen Prüfungen in der Klasse 10 im Landesdurchschnitt NRW oder liegt gar
darüber. Diese Gruppe erreicht am Ende der Sekundarstufe zu ca. 90 % einen
Schulabschluss. Davon erreichen ca. 15 % den Hauptschulabschluss nach Klasse 9,
ca. 50 % den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 und ca. 25 % den Mittleren Bildungsabschluss
(Fachoberschulreife), davon fast die Hälfte mit der Berechtigung zum Besuch der
gymnasialen Oberstufe. Zudem wurde die Nichtversetzungsquote in den
letzten Jahren deutlich reduziert. Außerdem hat die Qualitätsanalyse NRW unseren
Schulen gute bis sehr gute Leistungen bestätigt. Und letztlich wurden die guten
Leistungen auch durch die Auszeichnung und Preisverleihung beim Wettbewerb
'Starke Schule 2011' sowie durch die von der Ministerpräsidentin NRW belobigte
und urkundlich festgehaltene Gesamtleistung der Schule gewürdigt.
All dies belegt deutlich die bislang
erbrachten Förderleistungen
der
Hauptschulen der Stadt Bielefeld.
Diese Förderleistungen basieren insbesondere auf
sechs Erfolgsfaktoren:
- Der Unterricht folgt den systemisch trainierten
anerkannten Prinzipien der Unterrichtsentwicklung, strebt die Schülerorientierung und die Stärkung der
Eigenverantwortlichkeit an und nutzt die Chancen der Individuellen Förderung.
- Die Lehrkräfte verkörpern ihren Schülerinnen und
Schülern gegenüber eine wertschätzende und vertrauensvolle pädagogische
Grundhaltung und entwickeln eine tragfähige Beziehungsebene, fördern
und fordern sie in ihrer Leistungsentwicklung und motivieren sie.
- Sie arbeiten am Aufbau des Selbstbewusstseins
ihrer Schülerinnen und Schüler, stärken somit deren Persönlichkeitsentwicklung
und ermöglichen auch gezielt organisierte Erfahrungen zum sozialen Lernen und zur Ich-Stärkung.
- Das System Hauptschule, insbesondere in der
Organisationsform der rhythmisierten Ganztagsschule, bietet für die
Kinder und Jugendlichen Lern- und Lebensraum mit vielfältigen Angeboten und
Elementen der Alltagserfahrung und des sozialen Lernens sowie angemessener
Betreuung und Unterstützung, die ihnen die Familie oftmals nicht bieten kann.
- In den Hauptschulen arbeiten unterschiedliche
Professionen (Lehrer, Schulsozialarbeiter, Honorarkräfte im Ganztag) und
außerschulische Partner (AWO, Jugendhilfe, Partner-betriebe, Vereine, ...)
zusammen, um Kinder und Jugendliche für ein berufliches und gesellschaftliches
Leben vorzubereiten, das ihnen Eigenverantwortlichkeit und umfängliche Teilhabe
ermöglicht.
- Dafür sind günstige Rahmenbedingungen
unerlässlich, die neben einem geeigneten Schulgebäude und Schulgelände auch die
Bereitstellung von personellen Ressourcen umfassen: angemessene
Klassengrößen, günstige Lehrer-Schüler-Relation, zuverlässige Lehrerversorgung,
Unterstützung durch Schulsozialarbeit,
Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf und Zuschlagstellen für
besondere Förderleistungen, wie zum Beispiel Integrationshilfe, Sprachförderung
in den Klassen 5 und 6, Unterstützung für kleine Hauptschulen und Förderung auf
der Basis eines Sozialindexes.
In der Tat: ein anspruchsvoller Katalog von
Anforderungen für die angemessene Bildung, Ausbildung und Erziehung der
Hauptschülerinnen und Hauptschüler. Damit leistet gerade die Hauptschule einen
wertvollen gesellschaftlichen Beitrag zur präventiven Sozialpolitik.